Auf dem Weg zum Kiyomizu-dera
Die Teekannenwege und die Gassen Ninenzaka und Sannenzaka (Zwei- und Dreijahresweg) führen zum bekanntesten Tempel im Osten Kyotos. Zu beiden Seiten dieser Wege reihen sich klassische Gebäude im Stil alter Holzhäuser aus der Edo-Zeit mit zum Teil riesigen Verkaufsräumen für buntes Allerlei. In einem der Geschäfte wird feine Töpferware zum Verkauf angeboten, im nächsten touristischer Krimskrams und im übernächsten eine Fülle an Süßigkeiten. Yatshuhashi, Gebäck mit reichlich Zimt, gilt hier als örtliche Spezialität. Alles stets edel verpackt, um die besondere Herkunft zu unterstreichen. Ein Wirrwarr aus Stimmen und Gerüchen liegt über diesen Wegen und Gassen, durch die Pilger, Touristen und Einheimische zum Tempel gelangen. In einer Seitengasse hat sich ein Maler mit seiner Staffelei positioniert und bannt den faszinierenden Moment, fast wie in Zeitlupe, mit Pinsel und Farbe auf seine Leinwand, während ein dichter Menschenstrom sich geschwind vorbei zum Tempel schiebt.
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Kiyomizu-dera bietet Geschicklichkeitsspiele Made in Japan
Das Areal des Kiyomizu-dera, ein buddhistischer Tempel, gliedert sich über drei Ebenen und beherbergt noch zusätzliche verschiedene Shinto-Schreine. Von den Teekannenwegen kommend, startet der Rundgang auf der mittleren Ebene mit der Haupthalle und einer riesigen Terrasse mitsamt tollem Panorama über die Stadt Kyoto. Der Tempel gehört zu Recht zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten hier in der Gegend. Daraus resultiert eine große Menge an Gästen überall auf dem Gelände. Mit einer Portion Geduld gelingt der Schritt bis zur Brüstung der Terrasse. Unterhalb der Terrasse erstreckt sich, zu großen Teilen von Wald bedeckt, die untere Ebene des Tempels mit weiteren Einrichtungen und einem kleinen Wasserfall samt künstlichem Bassin. Dort errichteten die Baumeister am steilen Berghang eine Holzkonstruktion und ließen die Haupthalle samt Terrasse über die Baumwipfel ragen. Einer überlieferten Legende nach würden alle Wünsche demjenigen erfüllt, der den Sprung von der Terrasse an diesem Tempel wagt. Trotz dichtem und üppigem Baumbestand unterhalb der Plattform, welcher den Aufprall dämpfen würde, sind es immerhin 13 Meter von der Terrasse bis zum Grund. Seit dem Bestehen des Tempels sind bereits über 200 Sprünge überliefert.
Eine verwinkelte Steintreppe führt zur oberen Ebene und zum Shinto-Schrein Jishu-jinja. Dieser ist Okuninushino-Mikoto dem Gott der Liebe erbaut. Zwei Liebessteine sind dort der Besuchermagnet vor allem für junge japanische und südkoreanische Frauen. Es wird gesagt, dass die Person, die mit geschlossenen Augen die Strecke von einem Stein zum anderen Stein zurücklegen kann, sich mit Hilfe des Liebesgottes angeblich bald danach verlieben wird. Zur Erhöhung der Spannung sind die kniehohen Steine jedoch rund 18 Meter zueinander entfernt. Zwischen all den vielen Menschen, die dort bereits kreuz und quer laufen, tapsen auch noch kichernde junge Damen mit fest verschlossenen Augen von Liebesstein zu Liebesstein.
Über den Tempel sind noch weitere Geschicklichkeitsspiele verstreut, an denen sich teilweise lange Menschenschlangen bilden. Ein weiteres Spiel ist prominent im Eingangsbereich aufgebaut. Gegenstand sind ein Paar Sandalen und zwei unterschiedlich lange Pilgerstäbe, alles komplett aus Metall gefertigt. Um diese drei Utensilien versammeln sich vor allem Männer jeden Alters in Scharen, um sich zu beweisen. Der Grund ist eine alte, listige Legende. Derjenige, der die Sandalen und alle Stäbe anheben kann, steht im übertragenen Sinn nicht unter dem Pantoffel seiner Frau. Die Schuhe und der kürzeste und leichteste Stab ist für die vielen Möchtegern-Machos noch kein Hindernis. Beim längsten Stab, der bestimmt 2 Meter misst, verzweifeln selbst gut statuierte Männer mit breitem Kreuz.
Ein Fußweg lotst die Pilger und Touristen zur unteren Ebene des Tempels. Ein am Berg errichtetes Steingebäude verteilt hier das Wasser des Otowa-no-taki Wasserfalls auf drei Wasserrinnen, die sich offen in ein steinernes Wasserbecken ergießen. Mittels Metallschalen an langen Stangen, fangen Besucher ihren Teil des klaren Wassers auf. Einer überlieferten Legende nach erfüllt ein Schluck von diesem Wasser auch jeden erdenklichen Wunsch. Entsprechend lange ist die wartende Menschenschlange, die eine Holzabsperrung, wie in einem modernen Freizeitpark, ordnet.
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Areal der Abertausende roter Torii
Einer der ältesten und bekanntesten Shinto-Schreine Kyotos, mit Namen Fushimi Inari-Taisha, ist im Südosten der Stadt errichtet. Trotz des Bekanntheitsgrades sind an diesem Nachmittag nur wenige Besucher im Schrein unterwegs. Zum eigentlichen Heiligtum des Schreins, auf einem Hügel, führen mehrere Wege. Dorst sind Abertausende kräftig leuchtende, hellrote Torii aufgestellt. Torii sind Eingangstore zu shintoistischen Tempelanlagen, die sich meist in Größe und Dimension gegenseitig überbieten und den Übergang von der täglichen Welt zur spirituellen Welt in Japan symbolisieren. Diese hier im Fushimi Inari-Taisha Schrein sind soweit geschrumpft, dass ein Erwachsener ohne den Kopf zu beugen hindurchgehen kann. Mit dieser Menge an Toren erzeugen die Alleen teilweise den Eindruck eines gigantischen und unüberschaubaren Labyrinths. Mitunter stehen die Torii so eng nacheinander über den Wegen, dass kaum ein Sonnenstrahl hindurchscheint. Den geringen Andrang nutzt ein Handwerker zur Ausbesserung der Farbe an einer Inschrift an einem der vielen Tore.
Der Schrein ist dem Kami Inari gewidmet, welches in der japanischen Mythologie die Gottheit für die Fruchtbarkeit, den Reis und die Füchse ist. Meist wird diese selbst als reinweißer Fuchs dargestellt. Dem Volksglauben nach, schaut er ab und zu auch in anderer Gestalt vorbei. Dann meistens als alter Mann mit einem großen Sack voller Reis, dem zwei Füchse hinterherlaufen. Im Fushimi Inari-Taisha Schrein befinden sich auch noch unzählige Fuchsstatuen in vielen unterschiedlichen Größen. Denen sind teilweise Reisballen oder ein Schluck Sake als Opfergabe dargebracht. Die Japaner glauben, so die Füchse freundlich zu stimmen, damit diese einem keinen Schabernack spielen.
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Abenddämmerung im Gion-Distrikt
Gion ist das Stadtviertel der Geishas. Der Reiz dieses Quartiers liegt im Verborgenen und Unerwarteten. Jederzeit könnte eine Geisha mitsamt Begleitung aus dem Taxi steigen und im nächsten Restaurant verschwinden. Hier spielt sich viel hinter verdeckten Türen und Fenstern der alten Teehäuser, Kaiseki-Restaurants und exklusiven Bars ab.
Nach diesem doch langen Tag, setzt so langsam die Abenddämmerung in Kyoto ein. Im Anzug gekleidete Männer und im Kostüm gekleidete Frauen, mischen sich nach ihrem Arbeitstag zu dieser Stunde immer häufiger unter die Passanten. Die ersten Geschäfte schließen so langsam die Pforten, währenddessen an den Fassaden der Restaurants immer mehr bunte Papierlampions aufleuchten. Bei den ausgehängten Speisetafeln der Gaststätten finden sich Grüppchen von Arbeitskollegen zusammen. Diese studieren und diskutieren das heutige Angebot, wo der Tag am besten zusammen abgeschlossen werden kann. Gelegentlich erlaubt eine offene Tür oder Fenster den Blick ins Innere einer der Lokalitäten. Hinter einem dieser Fenster eröffnet sich eine moderne Küche, in der ein Koch üppige Steaks über einem Gasherd bei offener Flamme brät. In einem anderen Restaurant servieren Kellnerinnen, in stilechten Kimonos gekleidet, den Gästen ihre Speisen und Getränke. Mit fortschreitender Stunde stapeln sich die ausgezogenen Schuhe in den Eingangsbereichen der Restaurants immer höher. Denn in traditionellen und selbst etlichen modernen japanischen Lokalen werden noch immer die Schuhe vor dem Betreten der Räumlichkeiten ausgezogen.
Nach einem üppigen Abendessen zieht eine kleine Gruppe junger Japaner von einem Restaurant durch die teilweise engen Gassen zur nächsten Bar. An einer dunklen Wegkreuzung huscht vor ihnen ein adrett gekleideter, schlanker Mann mitsamt Geisha im Arm nehmend und selbst mit kleinen Schritte schnell über den Weg. Bevor auf der Lauer liegende Touristen auch nur einen Schnappschuss des Moments fotografieren können, ist der ganze Zauber auch schon vorüber.
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