Startzeremonie im Süden Japans
Meine zweite Reise ins Land des Lächelns beginnt dort, von wo aus die ersten Menschen, 300 Jahre vor Christus, das heutige Japan vom Festland aus besiedelten. Die Region um Fukuoka gilt somit als Wiege der Japanischen Zivilisation. Heute versprüht die größte Metropole der Insel Kyushu kosmopolitischen Flair.
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Schnuppereinkauf im Einkaufsladen der Annehmlichkeiten
Mit einem leichten Jet-Lag durch eine 8-Stündige Zeitverschiebung gegenüber Zuhause, schlendere ich vom gebuchten Hotel durch die Straßen in Richtung Hauptbahnhof Hakata. Ziel ist die dortige Dachterrasse auf dem Gebäude mit Blick über die Stadt. Auf dem Weg decke ich mich noch in einem der zahlreichen Convenience Stores mit japanischem Dosenbier ein. Diese sehr kleinen Einkaufläden sind über ganz Japan verteilt, haben immer täglich 24 Stunden, von Montag bis Sonntag geöffnet und gehören meist zu einem der drei großen Ketten mit den illustren Namen wie 7eleven, Lawson oder FamilyMart an. Das angebotene Sortiment der Waren erstreckt sich von allerlei Getränken, über kalte und warme Snacks bis hin zu Süßigkeiten. Im Bahnhofsgebäude angekommen, befördert einer der vielen Fahrstühle mich und auch zahlreiche andere Besucher auf die Ebene der Dachterrasse. An diesem lauen Abend genieße ich mit dem ersten japanischen Dosenbier in der Hand, den Sonnenuntergang weit hinten am Horizont der Stadt. Von hier oben breitet sich in alle Himmelsrichtungen, mit zunehmender Dunkelheit, das immer dichter werdende Lichtermeer der Stadt Fukuoka und Hakata aus. Die beiden Städte sind über die Jahre zusammengewachsen und bilden seit langem die größte Metropolregion auf Kyushu, einer der vier Hauptinseln von Japan.
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Kurze Nacht und am nächsten Morgen
Fazit des letzten Abends – auch wenn die Japaner das Bier nicht erfunden haben, brauen selbst die Großbrauereien süffige Versionen dieser urigen Erfindung.
Mit der U-Bahn fahre ich am Morgen, im übersichtlichen U-Bahn-Netz von Fukuoka, vom Hotel in die Nähe des Ohori-Parks. Dieser öffentliche Park mit künstlichem See und einer kleinen Insel liegt in der Nähe der Burgruine Fukuoka. Die Mauerreste der schon lange zerstörten Burg sind noch heute auf einem kleinen Hügel inmitten der Stadt gestapelt. Der klare Morgen erlaubt von dort einen ungetrübten Blick über das Häusermeer bis zum Genkai-Meer in westlicher Himmelsrichtung. Aus der Menge an Gebäuden stechen vor allem das Baseballstation, der Fukuoka Yafuoku! Dome, mit seinem gigantischen Kuppeldach und der Fukuoka-Tower mit einer Höhe von 234 Metern als Landmarken heraus.
Ein paar wenige Meter von der Burgruine entfernt liegt am Rand des Ohori-Parks der Gokoku-Schrein. Dieser Shinto-Schrein dient den Japanern eigentlich zum Gedenken an gefallene Soldaten, welche zur Verteidigung des Landes beitrugen. Heute vormittag herrscht erfreulicherweise bunte Geschäftigkeit auf fast dem ganzen Gelände des Schreins. Etliche Stände mit reichlich Trödel und noch mehr Interessenten beleben den Flohmarkt. Hier und dort werden alte Klamotten angeboten, klassischer Schmuck anprobiert und historisches Tee- und Kaffeegedeck begutachtet. Zwischen den dicht aufgestellten Ständen knotet eine schrill gekleidete Japanerin auch noch Luftschlangen für die Kleinsten. An einem transportablen Grill-Imbiss wird, den eigenen Augen kaum zu glauben, türkischer Kebab im Fladenbrot verkauft.
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Shopping und Genießen Alles-In-Einem
Mit dem Duft von Gegrilltem am Spieß in der Nase, führt der Weg durch den Park in Richtung Mittagessen im Einkaufsparadies Canal-City von Fukuoka. Da noch etwas Zeit bis zum Mittag übrig ist, statte ich dem Kushida-Schrein einen Besuch ab. Dieser sehr kleine Shinto-Schrein befindet sich im Stadtgebiet von Hakata und ist den beiden Göttern Amaterasu und Susanoo erbaut. Amaterasu gilt als wichtigste Gottheit im Shintoismus, sie personifiziert die Sonne und das Licht. Ihr Bruder Susanoo symbolisiert indes den Wind und das Meer.
„Der Schintoismus ist eine durch Naturverehrung und Ahnenkult gekennzeichnete einheimische Religion Japans.“
Einige Japaner, nebst Touristen, bevölkern an diesem Vormittag den kleinen Schrein, welche den beiden Göttern ihre Bitten und Spenden darbieten. Trotz der geringen Größe der Anlage ist der Schrein mit kultigen Symbolen und Objekten vollgestopft. Kraniche als lebensgroße Skulpturen, geschlagene Taue aus Reisstroh (jap. Shimenawa) und besonders gefalteten Papierstreifen in Zickzack-Form (jap. Shide), aufgereihte rote Torii zum hindurchgehen. In einer Ecke steht ein kleiner Brunnen in der Form des belgischen Manneken Pis. Im ohnehin wirren Japan vermutlich nichts besonders an diesem Ort, für mein Verständnis trotzdem sehr ungewöhnlich. Am Rande des ganzen Trubels filmen auch einige Schulmädchen in Uniform eine einstudierte Sequenz für ein Filmprojekt ihrer Schule.
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Genug Historisches – Auf zum Nudelsuppenessen in eines der Restaurants in Canal City. Der mehrstöckige Gebäudekomplex mit künstlichem Fluss beherbergt als sogenanntes Einkaufsparadies allerlei Boutiquen und Flagship-Stores weltbekannter Premium-Marken. Zur Befriedigung des Hungergefühls offerieren Restaurants auf fast allen Etagen unterschiedliche Stilrichtungen. Im Areal der Nudelsuppen-restaurants entsteht der Eindruck, dass sich zur Mittagszeit fast alle Shopper der Einkaufsmeile auf die aufgestellten Automaten stürzen, um ihre Bestellung aufzugeben. Der Bestellvorgang wird völlig nonverbal, mit Hilfe dargestellter Fotos der angebotenen Speisen, über einen Automaten abgewickelt. Mein Kopf entscheidet sich für eine Portion Udon-Nudeln mit panierten Hühnchenstreifen in hausgemachter Suppe und mein Bauch freut sich schon ungemein darauf. Mit dem ausgeworfenen Ticket in der Hand stehe ich nun kurz vor der Mittagspause in der Warteschlange an der Theke.
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Japan, Sandstrand und Baden – Eine ungewöhnliche Kombination
Im Anschluss an die Mittagspause sitze ich in der U-Bahnlinie Kuno Line in Richtung Meinohama. Nach einer kurzweiligen Fahrt steige ich an der Haltestelle Nishijin aus. Den Weg zur Uferpromenade am Meer weist der in die Höhe ragende Fukuoka Tower. Nach ein paar Gehminuten in der heißen Mittagssonne weht eine erste angenehme Prise Meeresluft durch die Haare. Zum Schutz vor Tsunamis wurden hier hohe Dämme und Ufermauern erbaut. Dahinter erstreckt sich der feine Sandstrand an dem die Wellen auslaufen. Dort baden und tollen Badegäste jeden Alters im Wasser und am Sandstrand.
„Wie ich später erfahre, haben es die Japaner nicht so mit dem Baden im Meer. Japan ist eigentlich kein typisches Reiseland für einen ausgiebigen Badeurlaub. Selbst Japaner bezahlen lieber ein Vermögen und fliegen zu den südlichsten Inseln Japans wie Okinawa, um im glasklaren Wasser des Pazifischen Ozeans baden zu können.“
Ich nehme Platz auf einer Parkbank und beobachte die sanften Meereswellen. Im Rücken hinter mir steht der Fukuoka Tower. Spiegelnde Glasplatten als Fassade verdecken fast vollständig das Stahltragwerk des Bauwerks. Bis auf drei Etagen in einer Höhe von 123 Metern ist das Gebäude im Inneren eigentlich leer.
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