Abbruchparty mit Ausblick im Weltnaturerbe und Belvedere am laufenden Band.
Allesamt sind die Liparischen Inseln seit dreizehn Jahren anerkanntes Weltnaturerbe. Diese Ernennung soll das Bewusstsein für die abwechslungsreiche Flora und artenreiche Fauna im Archipel stärken. Eine erhaltene Medaille kann aber auch eine zweite, dunkle Seite besitzen. Noch immer verwittern auf Lipari, von Menschenhand geschaffene Industriebauten. Diese Infrastruktur diente im letzten Jahrhundert unter anderem dem industriellen Abbau von Bimsstein. Im Zuge der Ernennung durch die Kommission der UNESCO wurden Gewinnung und Verarbeitung eingestellt, aber bis heute die Bauwerke nicht rückgebaut. Im Osten der Insel bietet sich deshalb dem Betrachter ein wahrer Kontrast im Landschaftsbild. An den Hängen klaffen verlassene Steinbrüche. Verfallene Bauwerke aus Beton und rostendem Stahl, welche langsam aber stetig von der Natur zurückerobert werden. Und am Meer gegenüber, ruhige Strände, an denen im hellblauen bis smaragdgrünem Wasser Wellen branden. Vereinzelt glitzern dort am Strand im sandigen Boden schwarze Steine in der Sonne. Dieses sogenannte Obsidian ist ein vulkanisches Gesteinsglas und besitzt neben der beeindruckenden dunklen Farbe eine weitere begehrenswerte Eigenschaft. Nach dem handwerklichen Spalten des Gesteins entstehen sehr scharfe Bruchkanten. Schon in der Antike verarbeiteten Handwerker dieses Material zu Werkzeugen und Bildhauer fertigten schmucke Kunstgegenstände aus Obsidian. Auch heutzutage bedienen sich Ärzte in der Chirurgie diesem bearbeiteten Gestein als Skalpell, als Alternative zum optischen Laser.
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Die Insel Lipari hat in weiteren Ecken noch mehr zu bieten. Im Westen schlängelt sich ein aussichtsreicher Wanderweg erst durch einen schon lange verlassenen Kaolinsteinbruch, danach entlang der Steilküste in Richtung Süden zur alten, auch verlassenen Therme San Calogero. Die Wanderung beginnt in der Region Quattropani, umrandet von Weinbaugebieten. Es ist überliefert, dass vier Brote zur Stärkung eines Reisenden notwendig waren, um dort hin zu gelangen. Heutzutage reicht ein Taxi samt Fahrer und lockerer Reggaemusik aus den Lautsprechern während der Fahrt. Der breite Weg führt zuerst vom Hinterland flach an Reben entlang, danach im Steinbruch bergab zur Küste. Auf der Landseite begrenzen die fast senkrechten Wände des noch vorhandenen Kaolingesteins die Szenerie. Entlang der Küste streift der Blick über die zwei, fast zum greifen nahen, Vulkankegel der Nachbarinsel Salina und in weiter Ferne im Westen ragen die Inselspitzen von Alicudi und Filicudi aus dem topfebene Mittelmeer empor. Entlang des Weges wechselt sich die dichte Macchia mit riesigen Kakteenwänden ab. An den Kakteen blühen unzählige hellgelbe Kaktusblüten, die mit auffälligen Farbklecksen das ansonsten grünschattierte Landschaftsbild aufwerten.
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Wild wachsende Kapern sind, wie auch wilder Fenchel, auf jeder der Liparischen Inseln zu Hause. Die Knospen, welche kurz vor der Blüte gepflückt werden, finden als Zutat ständig ihren Weg in die lokale mediterrane Küche. Auch die in Öl und Salz eingelegte Karpernfrucht wird gern als Beilage/Tapas zu einem Glas kühlen Weissweines, natürlich von einem Winzer auf der Nachbarinsel Salina, in der Bar gereicht.
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